Liebe Freundinnen und Freunde von HohenEichen,
seit 1931 finden jährlich die „Salzburger Hochschulwochen“ statt: eine internationale und interdisziplinäre Sommeruniversität im Herzen der Stadt. Es ist ein universitäres Forum, auf dem die Theologie gemeinsam mit allen anderen Wissenschaften grundsätzliche wie aktuelle Fragestellungen und Probleme unserer Zeit aufgreift. In diesem Jahr hat erstmalig eine Gruppe von elf Studierenden der Katholischen Theologie der Technischen Universität Dresden teilgenommen, auf Initiative der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und unter Leitung von Julia Enxing, Professur für Systematische Theologie.
Unter dem Motto „Die Komplexität der Welt und die Sehnsucht nach Einfachheit“ erwartete die Teilnehmenden inhaltlich ein breites Spektrum. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner warb für eine bewusste Suche nach einer neuen Balance zwischen Komplexität und Einfachheit. Es gelte, eine Balance zwischen Eigenem und Fremdem, lokal und global, Tradition und Innovation sowie Kontemplation und Aktion zu finden – stets im Bewusstsein, „dass es einfache Antworten nicht mehr gibt“. Der Freiburger Theologe Magnus Striet hielt ein Plädoyer für Komplexitätsresilienz und bezeichnete den Glauben als eine Kraft, die gegenüber der Komplexität der Welt resilient machen könne.
Wenn unsere Welt irreduzibel komplex geworden ist und es keine einfachen Antworten mehr gibt, müssen wir lernen, damit umzugehen, resilient zu werden. Aber wie stärken wir unsere innere Widerstandsfähigkeit? Hier greifen die jahrhundertealten Übungen, die Ignatius von Loyola in seinem Exerzitienbuch aufgeschrieben hat. Diese Methoden sind heute aktueller denn je. Sie helfen uns, wach und präsent zu sein und unser Leben bewusst zu gestalten. Eine große Hilfe kann dabei ein Gebet der Einfachheit wie das
Jesusgebet sein. Es führt in die Sammlung, schenkt Frieden und Zuversicht, Gelassenheit und Ruhe, die Erfahrung äußerer und innerer Freiheit. Seine Einfachheit überzeugt: Es kann zu jeder Gelegenheit und an jedem Ort praktiziert werden. Es hilft bei der Suche nach einer gesunden Balance zwischen Kontemplation und Aktion.
Diese Balance zu finden, geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein Übungsweg, der unser ganzes Leben andauert. Immer wieder gilt es, innezuhalten, unserer wahren Sehnsucht nachzuspüren, unseren Kompass auszurichten auf den, der Weg, Wahrheit und Leben ist. Er will, dass wir das Leben in Fülle haben, dass wir uns einlassen auf das Leben und annehmen, was uns im Leben entgegenkommt – in guter Beziehung zu Gott, zu den Menschen, zur Schöpfung und zu uns selbst.
Ich lade Sie ein, sich auf diesen Weg zu machen, und grüße Sie herzlich
Ihr

Wilfried Dettling SJ