Liebe Freundinnen und Freunde von HohenEichen, im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden ist zurzeit die Sonderausstellung „Von Pflanzen und Menschen“ zu sehen. Auf anschauliche Weise wird gezeigt, dass und warum die Welt der Pflanzen für uns überlebensnotwendig ist – während die Pflanzen sehr viel besser ohne uns leben könnten. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass es so etwas wie eine pflanzliche Intelligenz gibt und dass Pflanzen über eine Art Gedächtnis verfügen. Eine spannende Sache! Nichts und niemand existiert ganz aus sich und für sich allein. Mein Leben lässt sich nicht abspalten vom Leben anderer Menschen, vom Leben der Tiere, der Pflanzen und Bäume. In einem untrennbaren Gewebe von Beziehungen ist alles mit allem verbunden. Im alten Indien wird dies durch den Vergleich mit einem Netz zum Ausdruck gebracht, dessen Knoten durch Edelsteine gebildet werden. Jeder Stein reflektiert alle anderen und enthält so das ganze prachtvolle Netz in sich. Dieses Netz ist ein Symbol dafür, dass sich in jeder Erscheinung, in jedem Ding und in jedem Lebewesen das ganze Universum spiegelt. Das Bild vom Netz verweist auch auf die Bedeutung des einzelnen Teils. Verändert sich einer, so hat dies Rückwirkungen auf das ganze Netz. Jeder Teil, mag er noch so unbedeutend erscheinen, beeinflusst und formt das Ganze. „One is all, all is one – to realize it is Zen“, schrieb Ming Hai, Abt des Bailin-Tempels in China, in unser Gästebuch. Und vom japanischen Zen-Meister Dogen ist folgender Ausspruch überliefert: „Wenn jemand auch nur 20 Minuten lang das Sitzen in Stille übt, so ist es, als ob der ganze Erdkreis das Sitzen in Stille übt.“ Aber auch in der christlichen Tradition wird davon gesprochen, dass alles mit allem verbunden ist. Oder wie es mein Mitbruder Peter Mustó bei kontemplativen Exerzitien mit dem Jesusgebet einmal ausgedrückt hat: „Wenn wir Jesus Christus ansprechen, sprechen wir den Geist des ganzen Universums an. Es geht ums Ganze!“ Ja, es geht ums Ganze, wir leben nicht isoliert auf dieser Welt. Und wenn Sie in nächster Zeit in HohenEichen sind, dann besuchen Sie doch vor oder nach Ihrem Aufenthalt bei uns die Ausstellung „Von Pflanzen und Menschen“. Es lohnt sich! Ich wünsche Ihnen erholsame Sommertage und grüße Sie herzlich! Ihr  Wilfried Dettling SJ |