Liebe Freundinnen und Freunde von HohenEichen,
in wenigen Tagen endet die Schließzeit unseres Hauses über die Sommerferien. Wie jedes Jahr haben wir diese Zeit für Instandhaltungsarbeiten genutzt, um unseren Gästen weiterhin einen ruhigen und sicheren Rahmen zu bieten – Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, Jesus Christus und sich selbst zu begegnen und zu erfahren, dass sie von Gott behütet und bewahrt sind. Dafür sind wir hier, das ist unser Auftrag.
Außerdem haben wir eine Umbaumaßnahme in Angriff genommen, bei der ein Aufenthaltsraum im Seminarhaus entstehen wird, als ein weiterer Rückzugsort, der zum stillen Verweilen einlädt, mit Blick auf den Park und mit Terrasse. Bei all diesen Arbeiten müssen Entscheidungen getroffen werden: viele kleine Entscheidungen, aber auch Grundsatzentscheidungen, die weitreichende Auswirkungen haben und Kosten verursachen.
So ist das Leben! Unablässig treffen wir Entscheidungen, meist unbewusst und automatisch. Manchmal stehen wir aber vor großen Entscheidungen, die vielleicht unser ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellen. Wir sind hin- und hergerissen und können uns nicht entscheiden. Dann ist guter Rat teuer!
Ignatius von Loyola gibt in seinem Buch „Geistliche Übungen“ Hinweise, wie man zu guten Entscheidungen kommen kann. Ein wichtiges Stichwort ist hier das ignatianische „Mehr“ (lateinisch magis). Welche Entscheidung führt mich und meine Umwelt zu mehr Friede, mehr Gerechtigkeit, mehr Liebe? Und wer kann mir bei meiner Entscheidungsfindung helfen?
Menschen kommen oft mit solchen Fragen in Exerzitien und hoffen, Antworten auf ihre Lebens- und Glaubensfragen zu finden. Wie begleitet man Entscheidungsprozesse in einem geistlichen Sinn? Worauf müssen wir achten und was gilt es zu vermeiden? Dr. Stefan Kiechle SJ zeigte Ende Juni bei einer Fortbildung für Exerzitienleiter konkrete Wege auf, wie Entscheidungsprozesse zielführend und unterstützend begleitet werden können.
Still werden und beten. Das ist eine konkrete Methode auf dem Weg zu einer Entscheidung. Alle großen geistlichen Meister haben sich immer wieder an einsame Orte zurückgezogen, auch Jesus. Dazu rät auch Pater Kiechle. Denn ohne Unterbrechung, ohne Rückzug und Stille ist gutes Entscheiden nicht möglich. Hilfreich ist es, feste Zeiten dafür einzuplanen: eine stille Zeit pro Tag, ein „Wüstentag“ pro Monat, eine längere stille Zeit pro Jahr.
Ich lade Sie herzlich ein, HohenEichen immer wieder zu Ihrem Rückzugsort zu machen, und freue mich darauf, Sie bei uns zu begrüßen.
Ihr

Wilfried Dettling SJ