
vor längerer Zeit hat mir jemand eine Karte aus der Benediktiner-Erzabtei Beuron geschickt, die seitdem auf meinem Schreibtisch liegt. Auf der Vorderseite ist eine Sonnenuhr zu sehen und darunter steht folgender Spruch: „Die Zeit ist kurz. O Mensch, sei weise und wuchere mit dem Augenblick, nur einmal machst du diese Reise, lass eine Segensspur zurück.“
Dass die Zeit kurz ist und dass wir der Vergänglichkeit unterworfen sind, das wird mir gerade jetzt im Herbst wieder neu bewusst, wenn die Tage kürzer werden und ich beim Spaziergang durch unseren Park die Blätter fallen sehe. Die Vergänglichkeit wird mir auch vor Augen geführt, wenn ich um das Allerheiligenfest einen Friedhofbesuch mache oder die Nachricht vom Tod eines Angehörigen bekomme. Niemand von uns weiß, wie lange sein Leben währt, vielleicht siebzig Jahre oder, wenn es hochkommt, achtzig, wie es in Psalm 90 heißt.
„O Mensch, sei weise“, steht auf der Karte, „wuchere mit dem Augenblick und lass eine Segensspur zurück.“ Die Stifterin unseres Hauses, Prinzessin Maria Immaculata von Sachsen, hat eine solche Segensspur hinterlassen. Sie hat nicht nur das Exerzitienhaus HohenEichen gestiftet, sondern hat sich mit ganzer Kraft für die Erneuerung der Kirche eingesetzt. Sie gründete das „Frauenhilfswerk für Priesterberufe“, aus dem letztendlich das
Päpstliche Werk für geistliche Berufe entstanden ist. Daneben hat sie sich unermüdlich dem Dienst am Nächsten gewidmet.
In einer Broschüre über das Priesterhilfswerk ist das Leben und Wirken von Prinzessin Maria Immaculata mit einer Aussage der französischen Ordensfrau und Mystikerin Louise-Marguerite Claret de la Touche charakterisiert: „Wenn wir sterben, hat es nichts zu sagen, ob wir ein Werk vollendet haben, ob es gelungen oder misslungen ist. Es genügt, dass wir mutig den Teil der Arbeit geleistet haben, der uns zugeteilt war.“
Maria Immaculata hat den Teil der Arbeit, der ihr zugeteilt war, mutig geleistet. Das Beispiel ihres Lebens kann uns Ansporn sein, ebenso zu handeln – auf dass auch wir eine Segensspur zurücklassen. Ich wünsche Ihnen die hierzu nötige Kraft und das Vertrauen, dass Gott seinen Segen dazu gibt!
Herzliche Grüße