
ein zentraler Ort von HohenEichen ist die Kapelle, die 1998 neu gebaut und vom Bildhauer Klaus Simon gestaltet wurde. Der Raum wirkt beim Betreten zunächst nüchtern und leer. Hin und wieder wird von Gästen der Wunsch geäußert, in der Kapelle ein Kreuz oder ein Bild aufzuhängen. Aber viele schätzen und lieben die Kapelle so, wie sie ist. Eine Teilnehmerin an Exerzitien sagte mir vor kurzem: „Durch das stille Sitzen in der Kapelle wurde für mich ein Raum spürbar, in dem ich Christus begegnen kann. Ich konnte die Weite, aber auch die innerliche Nähe zu Christus spüren. Ich fühlte mich in diesem Raum liebevoll und wohlwollend geborgen, sicher und gut aufgehoben. Alles in mir durfte sein, ich durfte sein, so wie ich war und bin. Ich wurde in meiner existentiellsten Tiefe berührt. Ich war einfach nur da vor Gott. Gott allein genügt, wie es bei Teresa von Ávila heißt.“
Diese Aussagen bringen meines Erachtens gut zum Ausdruck, wozu unsere Kapelle einlädt, nämlich einzutreten, sich der Gegenwart Gottes bewusst zu werden und vor ihm einfach da zu sein mit all dem, was einen bewegt. Jeder und jede kann die Kapelle für sich entdecken und erschließen, sie bietet, wie die Exerzitantin sagte, Geborgenheit und eröffnet gleichzeitig Weite. Gott ist nämlich einer, der uns seine Nähe schenken will und der uns hinausführt ins Weite (vgl. Ps 18,20). Beides kann in diesem Raum entdeckt werden in der Mitfeier der Eucharistie, im stillen Verweilen vor dem Tabernakel oder im Spiel des Lichtes der Sonne. Je nachdem, wo die Sonne steht und wie ihre Strahlen in die Kapelle einfallen, regen die
Lichtspiele an, zu staunen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Sie regen mich persönlich an, über Licht und Schatten in meinem Leben nachzusinnen.
Wir wissen nicht, was das vor uns liegende Jahr bringen wird an Frohem, aber auch an Schwerem, an Licht und Schatten. Aber auf alle Fälle dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott unsere „wechselnden Pfade“ mitgeht und erhellt, wie es in einem Kehrvers heißt: „Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell.“
Dieses Vertrauen wünsche ich Ihnen – und vielleicht führt Sie Ihr Weg hinaus ins Weite auch nach HohenEichen in die Geborgenheit unserer Kapelle.
Bis dahin herzliche Grüße