Glück lässt sich aber noch anders verstehen: Glücklich bin ich dann, wenn ich ein erfülltes und sinnvolles Leben führe. Dazu gehört, mich dem zu widmen, was mir am Herzen liegt. Ich strebe nach dem, was mir so viel wert ist, dass ich dafür bereit bin, Mühe auf mich zu nehmen. Mein Handeln so auszurichten, lässt mich lebendig werden. Mein Leben wird reich, weil ich es authentisch lebe.
Glück in diesem Sinne beschränkt sich nicht auf angenehme Gefühle, sondern ist offen für die ganze Vielfalt menschlicher Empfindungen. Wenn ich nach dem trachte, was ich für erstrebenswert halte, werde ich zwischendurch immer wieder Stillstand oder Rückschläge erleben. Ich werde Herausforderungen und Risiken gegenüberstehen und Verluste erfahren. Das bedeutet, dass ich häufiger traurig und wütend sein werde. Ich werde mir Sorgen machen und immer wieder auch Angst haben.
Wenn ich nun versuche, solche unangenehmen Gefühle um jeden Preis zu vermeiden, dann werde ich nicht nur bald merken, dass das grundsätzlich unmöglich ist. Ich werde auch schnell einsehen müssen, dass ich dann aufhöre, mich dem zu widmen, was meinem Leben Erfüllung und Sinn schenkt.
Um nach dem zu streben, was mir wirklich wichtig ist im Leben, muss ich offen dafür sein, auch Unangenehmes zu fühlen und mit solchen unliebsamen Gefühlen umzugehen. Um eines erfüllten und sinnvollen Lebens willen kann ich einerseits lernen, Gefühle, die ich nicht mag, zuzulassen. Ich kann andererseits Wege finden, damit solche Gefühle nicht mein Handeln bestimmen. Ich nehme ihnen ihre Macht, so dass sie mich nicht davon abhalten, mein Leben nach dem zu gestalten, was ich als wertvoll ansehe.
Was aber macht mein Leben kostbar? Ich würde sagen: Es sind vor allem tiefe, vertrauensvolle Beziehungen. Beziehungen zu anderen Menschen – und insbesondere zu Gott. Edith Stein, deren Gedenktag am 9. August ist, überlegt in eine ähnliche Richtung, wenn sie schreibt: „Die Seele kann nur zu sich selbst kommen, wenn es ihr gerade nicht um sich selbst zu tun ist.“ Sie muss sich auf andere, vor allem auf einen anderen ausrichten: „Wer Gott findet, der gelangt zu sich selbst und zu dem Quell des ewigen Lebens, der in seinem eigenen Innersten auf ihn wirkt.“ Gott ist unsere eigentliche Lebensquelle. Deswegen kann König David auch singen: „Mein Herr bist du, mein ganzes Glück bist du allein“ (Ps 16,2).
Dass Sie Gott in allen Dingen suchen und finden und so auch Ihr Glück, das wünscht Ihnen gerade für diesen Sommer- und Urlaubsmonat ganz herzlich Ihr